BIOGRAPHIE
Prof. Dr. phil. Wolfgang Marx
geboren am 15. April 1940 in Gadderbaum bei Bielefeld als Sohn des Dr. Hellmut Marx und seiner Ehefrau Dr. Dorothea Marx, geb. Storch de’ Gracia.
Nach Schulzeit mit Abitur in Heidelberg (1959): Studium der Philosophie mit den Nebenfächern Klassische Philologie, Katholische Theologie und Geschichte in Heidelberg, Frankfurt am Main und Berlin, vor allem bei den Professoren Wolfgang Cramer und Dieter Henrich. Promotion in Philosophie 1965 an der Freien Universität Berlin mit einer Arbeit über Hegels „Logik des Seins“ (Referent Dieter Henrich), Habilitation in Philosophie 1976 an der Universität Heidelberg mit einer Arbeit über Cohens „Logik der reinen Erkenntnis“.
Ab 1967 Lehrtätigkeit in Philosophie zunächst als Lehrbeauftragter bzw. Assistent in Bonn, Erlangen und Heidelberg, seit 1977 in Heidelberg als Privatdozent, und von 1979 bis 2005 als Professor für Philosophie an der Universität Bonn. Die Lehrgegenstände reichen zeitlich von der Antike (Platon, Aristoteles) bis zum 20. Jahrhundert und systematisch von der theoretischen und praktischen Philosophie bis zur Ästhetik mit Schwerpunkten bei Kant, Hegel und Theorien der transzendentalen Logik und Wissenschaftstheorie sowie der Ästhetik des 20. Jahrhunderts. Die Vielzahl der Interessen und Themen der Lehre macht es möglich, dass eine große Zahl von Doktorandinnen und Doktoranden mit sehr unterschiedlichen Forschungs-gegenständen bei ihrer Arbeit intensiv betreut werden.
Wichtige Forschungsbeiträge erscheinen ab dem Jahr 1964 in renommierten Zeitschriften und Sammelbänden; die eigenständigen und innovativen Monographien werden vor allem in den 80 und 90er Jahren („Reflexionstopologie“,1984, und „Bewußtseins-Welten“,1994) erarbeitet. In ihnen werden Einzeltheorien, Einzelwissenschaften und bereits vorliegende systematische Konzeptionen in einem philosophischen System, das seine eigene Grundlegung in einer Theorie der Dynamik des philosophischen Denkens mit entfaltet, aufgehoben. Die systematischen Werke begründen das hohe Renommee ihres Verfassers in den Fachkreisen von Philosophie und Einzelwissenschaften wie der Musik-, Kunst- und Literaturwissenschaft, der Rechtswissenschaften und der Physik.
Die konzentrierte Geistesgegenwart, argumentative Präzision und die Fähigkeit des genauen kritischen Zu- und Hinhörens zeichnen Wolfgang Marx in der Diskussion aus. Er teilt die Überzeugung, dass „keines Menschen Name groß genug (ist), um an die Stelle von Problemen zu treten“ (R. Hönigswald in Anspielung auf Kant, KrV B 766). Die Vertiefung in die Arbeit an der Sache führt zu philosophischen Ergebnissen, die quer zur lediglich rückwärts gewandten Hermeneutik und zur analytischen Schubladen-Philosophie der Gegenwart stehen. Ihr kritisches und systematisches Potential ist noch nicht ausgeschöpft. Die Musik, besonders von Alban Berg, die bildende Kunst, besonders von Piero della Francesca und Wols, vor allem aber Prousts „Recherche“ sind für ihn Zugänge zu der Dimension, in der der subjektive Geist sich selbst zurückgewinnt.
Wolfgang Marx starb nach langjähriger schwerer Krankheit am 19. August 2011.